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Heute fand ein bedeutendes Webinar des UNESCO Institute for Lifelong Learning (UIL) statt, das sich dem Thema „Bridging the grey digital divide: Enhancing ICT learning for older adults“ widmete.

Angesichts des demografischen Wandels und der fortschreitenden Digitalisierung sind die hier diskutierten Erkenntnisse von entscheidender Bedeutung für unsere Bildungsarbeit.

Die heutige Welt ist geprägt von einer nie dagewesenen Langlebigkeit und einer rasanten digitalen Transformation. Zum ersten Mal in der Geschichte werden Millionen von Menschen 30 Jahre oder länger nach dem traditionellen Rentenalter leben. Gleichzeitig wird die Welt um sie herum zunehmend digital. Diese fundamentalen Veränderungen erfordern ein dringendes Umdenken darüber, was Altern bedeutet – nicht als Stadium des Rückgangs, sondern als eine Phase der Neuerfindung, des Zwecks und der aktiven Teilhabe an einer digitalen Gesellschaft.

Eine zentrale Herausforderung, die im Webinar hervorgehoben wurde, sind veraltete Vorstellungen vom Altern. Das Denken, dass Ruhestand das Ende des Beitrags bedeutet, Altern gleichbedeutend mit Nachlassen ist und Technologie etwas Entferntes oder Unzugängliches ist, hält sich hartnäckig. Wenn wir nicht gezielt handeln, so die Warnung, wird eine neue, gravierende Spaltung entstehen – eine „große digitale Kluft“, die ältere Generationen zu marginalisieren und abzukoppeln droht.

Diese digitale Kluft äußert sich konkret in verschiedenen Dimensionen. Neben dem bekannten „Google-Divide“ zwischen industrialisierten Ländern und Entwicklungsländern sowie sozialen Unterschieden zwischen Reich und Arm, gibt es eine signifikante Lücke bei der digitalen Kompetenz, bedingt durch Generations- und Bildungslücken. Ältere Erwachsene berichten von Mangel an Selbstvertrauen, Angst vor Technologie, Fehlen altersgerechter Anleitungen sowie physischen und kognitiven Einschränkungen. Auch begrenzter Zugang zu Geräten und Internet sowie mangelnde Motivation können Barrieren darstellen.

Eine übergeordnete Lösung liegt darin, das Altern neu zu definieren. Anstatt es als Rückzug zu betrachten, sollten wir es als eine Phase der Neuerfindung begreifen, die durch Lernen angetrieben, von Zweck erfüllt und durch Technologie ermöglicht wird. Digitale Technologien müssen als Wegbereiter und nicht als Hindernisse gesehen werden. Es geht darum, älteren Erwachsenen zu ermöglichen, in der digitalen Welt zu gedeihen, zu leben und Innovationen voranzutreiben.

Hier kommt Ihrer Institution eine entscheidende Rolle zu: Universitäten und Bildungseinrichtungen müssen zu „Motoren des lebenslangen Lernens“ werden. Sie müssen sich von einem traditionellen Ansatz, der sich auf junge Menschen konzentriert, hin zu einer Institution wandeln, die lebenslanges Lernen für alle Altersgruppen ermöglicht. Dies bedeutet, dass sowohl Abschluss- als auch Nicht-Abschluss-Bildung als gleichwertig angesehen werden. Professor Escamilla sprach metaphorisch von einem „Curriculum von 60 Jahren“ statt von vier Jahren, bei dem die Institution zum Lernpartner für das ganze Leben wird.

Um diese Vision zu verwirklichen, sind drei strategische Handlungsfelder von besonderer Bedeutung. Erstens geht es um Umschulung zur Neuerfindung. Dazu gehört die Schaffung von Programmen für zweite Karrieren und digitale Umschulungen, die speziell auf ältere Erwachsene zugeschnitten sind. Flexible Lernpfade sollten über grundlegende digitale Fähigkeiten hinausgehen und fortgeschrittene digitale Kompetenzen, Unternehmertum und soziale Innovation umfassen. Dabei ist es wichtig, das individuelle Lerntempo und die Lebenserfahrungen älterer Lernender zu berücksichtigen.

Zweitens sind intergenerative Lernumgebungen entscheidend. Wir müssen uns von getrennten Lernmodellen lösen und Ökosysteme fördern, in denen jüngere und ältere Generationen bei Projekten zusammenarbeiten. Mentoring und umgekehrtes Mentoring (Reverse Mentoring) können den Austausch bereichern. Es gilt, die sich ergänzenden Stärken verschiedener Altersgruppen zu nutzen – die technische Geläufigkeit jüngerer Lernender und die Erfahrung, Weisheit und Resilienz älterer Erwachsener. Menschliche Verbindung ist in einer digitalen Welt besonders wertvoll.

Drittens sollten Curricula auf Zweck und Wirkung ausgerichtet sein. Lernen geht über technische Fähigkeiten hinaus und zielt auf Relevanz, Gemeinschaft und Sinnhaftigkeit ab. Bildungserfahrungen müssen die verschiedenen Lebensrollen (Familie, Gemeinschaft, Interessen) anerkennen – was Professor Escamilla als „Lifewide Learning“ bezeichnete. Es sollte nicht nur um digitale Kompetenz gehen, sondern auch um Kreativität, Führung, soziale Wirkung und emotionales Wohlbefinden. In einer digitalen Welt erfolgreich zu sein, bedeutet, die Zukunft durch Technologie mitzugestalten.

Für das Design und die Durchführung digitaler Lernangebote ist das pädagogische Konzept der Gerogogik von zentraler Bedeutung. Gerogogik ist ein Bildungsansatz, der sich auf das Lernen älterer Erwachsener konzentriert. Sie hilft dabei, altersbedingte Bedürfnisse zu berücksichtigen, das Selbstvertrauen älterer Lernender zu stärken und Technologieangst zu reduzieren. Trainer müssen sich der spezifischen Eigenschaften älterer Lernender bewusst sein. In Singapur wurde ein Leitfaden und Standard für das Training älterer Lernender entwickelt, der auch Online-Aspekte berücksichtigt.

Praktische Beispiele aus verschiedenen Ländern verdeutlichen diese Ansätze. Die Shanghai University for the Senior in China bietet über 50 Kurse an, die digitale Fertigkeiten wie die Nutzung von Smartphone-Apps oder Smart-Home-Geräten abdecken. Sie nutzen multidimensionale Plattformen wie TV, PC-Websites und mobile Apps, um Lernressourcen breit zu streuen. Besonders innovativ sind Lernumgebungen mit modernsten Geräten zur Simulation realer Situationen, wie zum Beispiel ein nachgebildetes Krankenhauszimmer, um den Umgang mit digitalen Gesundheitsgeräten zu üben.

Older Adults Technology Services (OATS) von AARP in den USA, bekannt durch ihr Programm Senior Planet, verfolgt einen sehr praxisorientierten und gemeindebasierten Ansatz. Sie bieten Programme an physischen Zentren, Partnerstandorten und über eine robuste Online-Plattform mit einem Kontaktcenter. Ihre Programme sind auf fünf Kernbereiche (Impact Areas) ausgerichtet, die für das Leben älterer Erwachsener relevant sind, darunter Gesundheit, soziale Verbindung und bürgerschaftliches Engagement. Alle Programme sind kostenlos und die Daten zeigen, dass ältere Erwachsene in den USA bei der Technologieakzeptanz und -nutzung stark aufgeholt haben.

Die Frage, wie der breitere Einfluss solcher Programme über den reinen Kompetenzerwerb hinaus gemessen werden kann – also Aspekte wie Neuerfindung, Zweck, Wohlbefinden, soziale Verbindung und intergenerationale Integration – ist komplex und wichtig. Es gibt keine einfache Antwort, und es ist ein Bereich, der weiter erforscht werden muss. Empfohlen werden gemischte Methoden, die quantitative Daten für Vergleiche nutzen, aber auch qualitative Ansätze wie Narrative, Interviews und Fokusgruppen, um die Tiefe der Erfahrungen zu erfassen und Verbesserungspotenziale aufzudecken. Auch der Einsatz von maschinellem Lernen und KI zur Verfolgung von Lernpfaden und ihrer Verbindung zu Lebensleistungen wird als Möglichkeit genannt. Wichtig ist immer, mit einem klaren Ziel und Forschungsfragen zu beginnen. Beobachtung von Verhaltens- und Einstellungsänderungen bei den Lernenden ist ebenfalls ein wertvoller Indikator.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Erkenntnisse aus dem UIL-Webinar uns ermutigen sollten, das Potenzial älterer Erwachsener im digitalen Zeitalter voll auszuschöpfen. Digitale Kompetenz ist kein Luxus, sondern ein Recht und ein Schlüssel zur vollen gesellschaftlichen Teilhabe im späteren Leben. Es geht um mehr als nur die Nutzung von Technologie – es geht um Verbindung, Unabhängigkeit und Würde. Für uns als Bildungsmanager in Hamburg bedeutet dies, innovative, altersgerechte und intergenerationale Programme zu entwickeln, die auf Zweck und Wohlbefinden abzielen und die einzigartigen Bedürfnisse und Stärken älterer Lernender berücksichtigen. Nutzen Sie die vorgestellten Beispiele und Ansätze als Inspiration, um die digitale Kluft in unserer Stadt zu überbrücken und das lebenslange Lernen für ältere Erwachsene neu zu gestalten. Das UIL wird hierzu weitere Publikationen veröffentlichen, die vertiefende Einblicke bieten.

Richtungsweisende Aussagen aus dem Webinar

„In a world shaped by unprecedented longevity and rapid digital transformation, we must rethink aging as a stage of reinvasion rather than decline.“ – Professor José Escamilla betont hier die Notwendigkeit, das Altern in der heutigen Zeit nicht als Ende, sondern als Phase der Neuerfindung zu verstehen, angetrieben durch die Langlebigkeit und die Digitalisierung.

„Today, I invite you to imagine a different future. One where aging means not withdrawal but reinvention. Where digital technologies become enablers, not barriers. And where lielong learning empowers older adults to thrive, live and innovate.“ – Diese Vision von Professor Escamilla ist wegweisend, da sie Technologie und lebenslanges Lernen als positive Kräfte für ältere Erwachsene positioniert.

„If we do not act intentionally, a new divide will grow, a great divide that risk leaving older generation disconnected and marginalized.“ – Professor Escamillas Warnung vor einer potenziellen neuen digitalen Kluft unterstreicht die Dringlichkeit des Themas und die Notwendigkeit gezielter Maßnahmen.

„Lifelong learning is not just an economic necessity. It’s a fundamental right and a strategy the strategy for dignity inclusion and active citizenship.“ – Diese Aussage von Professor Escamilla hebt den übergeordneten Wert des lebenslangen Lernens hervor, der weit über die wirtschaftliche Bedeutung hinausgeht und soziale Aspekte betont.

„Universities must become lifelong learning engines. shifting from a traditional approach of education to a love lifelong learning institution where degree and non-deree education are both first class citizens.“ – Professor Escamillas Forderung nach einer Neuausrichtung von Universitäten als Institutionen des lebenslangen Lernens ist ein Aufruf zu einem strukturellen Wandel im Bildungssystem.

„Rethink themselves as a curriculum of 60 years instead of a curriculum of four years.“ – Diese Metapher von Professor Escamilla veranschaulicht bildlich die notwendige Verlängerung der Lernpartnerschaft zwischen Bildungseinrichtungen und ihren Lernenden über das gesamte Leben.

„I propose three priorities for actions. Reskilling for reinvention, intergenerational learning environments and purpose and impact driven curricula.“ – Professor Escamillas Nennung dieser drei strategischen Prioritäten bietet einen klaren Rahmen für die Gestaltung zukünftiger Programme und Initiativen.

„We must foster ecosystems where younger and older generations can collaborate on projects… By putting these two populations together to work, we must leverage also the complimentary strengths of diverse age groups, younger learners, technical fluency and older learners experience, wisdom, resilience, and ethical insights.“ – Professor Escamillas Betonung intergenerationaler Zusammenarbeit und der Nutzung komplementärer Stärken bietet einen wichtigen Ansatz zur Gestaltung integrativer Lernumgebungen.

„Reimagine learning beyond technical skills toward purpose and well-being. Older adults don’t just seek technical proficiency. They seek relevance community and meaning.“ – Diese Aussage von Professor Escamilla ist wegweisend für die inhaltliche Ausrichtung von Lernangeboten, die über reine Technologiekompetenzen hinausgehen müssen.

„What we call in the institute um lifewide learning as an opposition to lifelong learning but most of the time we focus on learning for um for work is a learning that give us purpose and make us human that we find our passion and the things we prioritize.“ – Professor Escamillas Konzept des „Lifewide Learning“ erweitert den Fokus über die reine berufliche Weiterbildung hinaus auf ein Lernen, das auf Sinnhaftigkeit und persönliche Erfüllung abzielt.

„Thriving Digital world is not just about technology but about shaping the future through it.“ – Professor Escamillas Aussage formuliert ein höheres Ziel für die digitale Kompetenz älterer Erwachsener: die aktive Mitgestaltung der Zukunft.

„Redefining aging in a digital world is not a luxury it’s a necessity for building resist resilient inclusive and thriving societies.“ – Professor Escamilla positioniert die Neudefinition des Alterns als grundlegende Notwendigkeit für die Entwicklung widerstandsfähiger und integrativer Gesellschaften.

„The digital future must belong to all generations.“ – Dieser wiederholte Satz, sowohl von Professor Escamilla als auch von Mo Wang, ist eine zentrale Botschaft des Webinars und ein Aufruf zur vollständigen Inklusion aller Altersgruppen im digitalen Zeitalter.

„We need to actually think about the role of geogi in digital learning. Geogi is actually an educational method is an approach to teaching that focus on adult learning adult learner in the later life.“ – Carol Ma hebt die zentrale Rolle der Gerogogik hervor, eines spezialisierten pädagogischen Ansatzes für das Lernen im Alter, der besonders für digitale Lernangebote relevant ist.

„Digital learning is more than just using technology it’s about connection it’s about independency is about dignity.“ – Diese prägnante Definition von Carol Ma, wiederholt von Mo Wang, fasst die tieferen Ziele der digitalen Bildung für ältere Erwachsene zusammen, die über die reine Nutzung von Geräten hinausgehen.

„Harnessing the power of technology to change the way we age.“ – Alex Glazebrooks Missionsaussage für Senior Planet/OATS formuliert das transformative Potenzial von Technologie für das spätere Leben.

„Start with the goal in mind and you really need to know, you know, what’s the purpose of the program? What are the outcomes you’re seeking to create and then you can measure it.“ – Alex Glazebrooks Rat zur Messung von Programmergebnissen betont die Notwendigkeit, klare Ziele zu definieren, bevor man Methoden zur Erfolgsmessung wählt.

„I think the changes in the senior’s attitude and behaviors will uh be the answer to this question… the technology has changed all of their lives, all the aspects of their lives and they start to uh become more open-minded and willing to share.“ – Yuan Wang bietet eine praktische Perspektive zur Erfolgsmessung, die sich auf beobachtbare Veränderungen in der Einstellung und im Verhalten der Lernenden konzentriert.

„A clear message emerged. Digital literacy is not merely a skill. It is a right and a key to full social participation in later life.“ – Raúl Valdés Coteras Zusammenfassung greift die Kernbotschaft des Webinars auf und positioniert digitale Kompetenz als grundlegendes Recht und Zugangsvoraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe im Alter.

Text unterstützt von Google NotebookLM.

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